LAG Gesundheit und Pflege: Einbindung von Hebammenassistenzen in das System der Geburtshilfe – originäre Hebammenarbeit schützen und stärken
Teil des Koalitionsvertrages der derzeit in Berlin regierenden Koalition aus SPD, Bündnis90/Die Grünen sowie FDP in Sachen Gesundheit und Pflege ist u.a. die Etablierung des Berufsbildes „Hebammenassistenz“.
Die Hebammensituation, auch über die hessischen Grenzen hinaus, ist nach wie vor angespannt und gehört dringend verbessert. Das die 1:1 Betreuung Teil des Koalitionsvertrages geworden ist, begrüßen wir vorab ausdrücklich. Jedoch muss man nun in der Praxis sehen, wie diese Richtlinie zielführend umgesetzt werden soll. Dies setzt u.a. voraus, dass die Kliniken ausreichend Hebammen zur Verfügung haben, um dieser Richtlinie überhaupt Folge leisten zu können.
Hebammenassistenzen im klinischen Umfeld der Geburtshilfe
Wenn man nun in Richtung Hebammenassistenz denkt, bietet dies grundsätzlich erst einmal die Möglichkeit, vor allem Hebammen im klinischen Umfeld, gerade in den kleineren geburtshilflichen Einrichtungen zu entlasten. Eine Assistenz kann dafür sorgen, dass sich die Hebammen auf die originäre geburtshilfliche Arbeit im Kreißsaal konzentrieren können. Darüber hinaus ist zu klären, was mit den in einigen Kliniken beschäftigten medizinischen Fachangestellten (MFA), die hin und wieder bereits als Assistenzen im Kreißsaal Konstrukt eingesetzt sind, passieren soll.
Hier ist es an der Bundesregierung eine genaue Abgrenzung der Berufsbilder zu schaffen. Es darf nicht dazu führen, dass in der Praxis Hebammenassistenzen (als die potenziell günstigere Arbeitskraft) sukzessive geburtshilfliche Tätigkeiten übernehmen und somit die Abgrenzung der Berufsbilder verloren geht.
Darüber hinaus wird auch mit der Einführung einer Hebammenassistenz nicht explizit dem Hebammenmangel entgegengewirkt. Vielmehr wird erstmal vorrangig dafür gesorgt, dass wenige vorhandene Personal zu entlasten. Nach wie vor sehen wir die Bundesregierung in der Pflicht dringend dafür zu sorgen, dass mehr Hebammen in den Beruf zurückkehren (setzt die Verbesserung der Arbeitsbedingungen voraus) sowie die Möglichkeit zu schaffen, mehr Hebammen pro Studiendurchgang auszubilden. Inwiefern die Akademisierung des Hebammenberufes generell zielführend war, bleibt abzuwarten. Durch die spärlichen Studienplätze pro Studiendurchlauf kann aktuell nicht dafür gesorgt werden, dem Mangel adäquat entgegenzuwirken, wenn man zeitgleich betrachtet, wie viele Hebammen in der Zeit den Beruf niederlegen bzw. aus der Geburtshilfe ausscheiden und wie viele zeitgleich in Rente gehen.
Hebammenassistenzen im außerklinischen Bereich
Inwiefern die geplanten Assistenzen im außerklinischen Bereich Tätigkeiten in der Nachsorge übernehmen sollen, geht aus den aktuellen Informationen noch nicht hervor. Schlussendlich muss man sehen, wie sich das Berufsbild und die damit verbundenen Ausbildungsinhalte darstellen. Sofern hier ein Einsatz in der Nachsorge bzw. außerklinischen Bereich angestrebt wird, sollten sich diese Tätigkeiten ganz klar von anderen ergänzenden Hilfeleistungen wie z.B. der Mütterpflege, Haushaltshilfe, Stillberatung abgrenzen.
„Bei all diesen Überlegungen und zukünftigen Planungen sollte immer auch die Sicht der Frauen und Familien mit einbezogen werden. Ziel muss sein, hier eine bestmögliche Versorgung zu schaffen. Das funktioniert nur, wenn die unterschiedlichen Fachkräfte und Institutionen interdisziplinär gut zusammenarbeiten. Hier gibt es momentan noch viel Potential.“ sagt Christin Jost, stellv. Leiterin der Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheit und Pflege sowie Landtagskandidatin der FREIE WÄHLER Hessen.
Darüber hinaus sollte auch hier zwingend darauf geachtet werden, dass man den Hebammen hier nicht das „Wasser abgräbt“. Gerade Hebammen, welche nicht mehr in der klassischen Geburtshilfe tätig sind und ihren Lebensunterhalt über Nachsorgen sowie Kursarbeit verdienen, sollten hier nicht die Grundlage ihrer unternehmerischen Tätigkeit genommen bekommen. Auch hier gilt es vorrangig den Beruf der Hebammen zu stärken.
„Die Landesarbeitsgemeinschaft „Gesundheit und Pflege“ der FREIE WÄHLER Hessen wird sich weiterhin für die Unterstützung der Hebammen stark machen,“ betont die stellv. Landesvorsitzende und Landtagskandidatin Laura Schulz. Sie verweist auf die aktuellen Anträge zum Landtagswahlprogramm, dass Anfang Mai in Gießen beschlossen wird: „Das Land Hessen muss jetzt handeln mit gezielten Maßnahmen wie beispielweise mit einer finanzielle Beteiligung an der Haftpflichtversicherung der freiberuflichen Hebammen.“
Sie möchten sich thematisch im Bereich „Gesundheit und Pflege“ beteiligen? Unsere Landesarbeitsgemeinschaft „Gesundheit und Pflege“ der FREIE WÄHLER Hessen freut sich über Mitglieder. Weitere Informationen unter: https://www.freiewaehler-hessen.de/inhalte/landesarbeits-gemeinschaften-lag/lag-gesundheit-und-pflege/